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Nicht verwandt und nicht verschwägert // Artikel Main Echo 02.02.2010


Ausstellung: Arbeiten von Dagmar, Josef und Stephan Ebert






GLATTBACH. Es ist der pure Zufall, dass alle drei Ebert heißen. Sie sind weder verheiratet, verschwistert noch verschwägert. Verbunden werden Dagmar, Josef und Stephan Ebert durch ihre künstlerischen Ambitionen, für die alle drei ihre eigene Sprache gefunden haben. Dagmar Ebert benutzt unterschiedliche Techniken, Josef Ebert malt in Acryl und Stephan Ebert sprüht Graffiti.
Diese Konstellation hat zu der spannenden Ausstellung »Ebert3« geführt, die am Freitagabend in der Gewölbe Galerie der Gemeinde Glattbach eröffnet wurde.

Fasziniert von Papier
Dagmar Ebert ist von Papier fasziniert. Im Entstehungsprozess, beim Umgang mit dem Material kommen der Aschaffenburgerin des Jahrgangs 1958, die auch beruflich mit Papier zu tun hat, die Ideen. Feine, fragile Figuren entwickeln sich dabei aus zarter Packseide. Der schwebender Engel zum Beispiel, aus dessen Händen magisch leuchtende Steinchen fließen, die zarte Baumlandschaft oder der keck einher stolzierende Vogel mit einer fröhlichen Flaumfeder auf dem Kopf und einer Perlenkette im Schnabel.
Immer wieder tauchen auch sehr verhalten Schriftzüge in den collagierten und aquarellierten Zeichnungen von Dagmar Ebert auf, Ausschnitte aus Briefen von Annette von Droste-Hülshoff an Levin Schücking. Sensibel öffnet sie damit ein weites gedankliches Feld, wenn sie den »Romantischen Akt I« und »II« mit Rosenblättern begleitet, den leichten roten Farbton mit elegischem Blau durchsetzt oder die sich en face kess präsentierende Weiblichkeit mit dem auf einen Stuhl gestellten Bein und um die Schulter geworfener Federboa in Blau und wenig Violett begleitet.
Josef Ebert hat bereits zweimal im Glattbacher Gewölbe ausgestellt. Collagierte Zaubergärten waren es, die der gelernte Druckvorlagenhersteller des Jahrgang 1953 und seit 2003 freiberuflich tätig, präsentierte. Nun überrascht er mit neuen Arbeiten in Acryl, alle 2010 entstanden und alle figürlich. Die realistischen Darstellungen holen die Motive nahe heran, das Rotkehlchen etwa, das neben einer gelben Zitrone lebendig zu wippen scheint, die »Grüne Mamba«, die vor anthrazitfarbenem Hintergrund von rechts geschmeidig ins Bild gleitet, mit erhobenem Kopf den Betrachter fixiert und rot züngelt.
Der souveräne Umgang mit der Farbe zeigt sich auch bei dem geschmeidig sich bewegenden »Puma«, den prall roten »Rispentomaten« mit den grünen Stengeln und vor allem dem »Bullenschädel«, der mit einem Drahtdreieck an eine hellblau gelattete Stallwand genagelt ist und einen harten schwarzen Schatten wirft.
Einen besonderen Akzent in der Ausstellung setzen die Graffitis von Stephan Ebert, Haibacher wie Josef Ebert, 1976 geboren und selbstständiger Mediengestalter. Bei seiner Sprühtechnik arbeitet er mit Schablonen oder vorgezogenen Linien, so dass genaue Formen entstehen, die sich aber an den Konturen leicht verwischen können.

Symbole aus Schablonen

Das hat nicht nur einen leicht szenisch-schmutzigen Touch. Es entsteht auch eine Tiefe, die die zunächst starr erscheinende Front in Bewegung bringt. Das »Training« etwa ist physisch zu spüren und das »Vive l'Hip-Hop« umfasst mit großen Buchstaben, den sich ergänzenden horizontalen Farbstaffeln und den vertikal auf- und absteigenden Linien und Kreisen eine komplette Rhythmus-Landschaft.
Auf diese Weise verwandeln sich die Schablonen zu Symbolen, die durch Sprühtechnik und Farbe sinnliche Kraft vermitteln, in »Fly high« oder »Diana« etwa, die aber auch sehr packend und sehr aktuell, mit einem überlang hoch gerecktem Arm und einer flehenden Hand, das Drama in Haiti thematisieren und um Hilfe schreien.
Text: Anneliese Euler // Main-Echo 02.02.2010

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